Ausser-ordentlich

Wir befinden uns in ausserordentlichen Zeiten. Zeiten, die also ausserhalb der Ordnung sind. Aber was heisst eigentlich Ordnung? Was bedeutet es, wenn alles in Ordnung ist oder eben nicht? Hast du dir darüber schonmal Gedanken gemacht?

 

Wer entscheidet, dass es jetzt ausser-ordentlich ist? Denn Situationen wie sie jetzt stattfinden, gab es auch vor der Pandemie schon. Es gab Menschen, die durften Monate sich nicht frei bewegen, weil sie ein Familienmitglied hatten, dass schwer krank war und die Isolation überlebenswichtig war. Es gab Menschen, die kamen ins Spital, hatten keinen Platz mehr und wurden einfach zwischen zwei Betten platziert ohne die Möglichkeit zu haben aufzustehen und bekamen Medikamente verabreicht, die ihnen schadeten obwohl ein Allergiepass mitgeführt wurde. Und es gab Menschen, die mussten ihr Geschäft aufgeben, ihr Herzblut, weil mächtige Menschen kamen und einfach entschieden, dass da ihr Geschäft nicht mehr sein darf um dann ein paar Meter weiter das gleiche Angebot aufzubauen, einfach nur viel grösser. Diese Schicksale gibt es schon seit jeher.

 

Und doch ist es jetzt anders. Plötzlich betrifft es uns. Unsere Familie. Unsere Freunde. Unsere Nachbarn. Plötzlich sind wir selber betroffen und die Welt ist nicht mehr in Ordnung. Und weil es nun so viele gibt, für welche die Welt eben gerade nicht mehr in Ordnung ist, sind es kollektiv gesehen ausserordentliche Zeiten.

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Und jetzt komme ich und frage mich ob in dieser Unordnung nicht eigentlich die Ordnung steckt. Ist es nicht einfach ein Blickwinkel aufs Leben? Versteh mich bitte richtig, ich sehe da absolut die Herausforderungen. Aber nur weil wir es nun im Kollektiv erleben, macht es die Einzelfälle von vorher und auch jene die später kommen werden, nicht weniger relevant. Während unsere Welt in Ordnung war, war deren Welt es gar nicht. 

 

Aber eben, was heisst es nun, wenn etwas ausser-ordentlich ist? Ich finde es lohnt sich immer reflektiert und kritisch durchs Leben zu gehen. Weiter zu denken als was uns unser Verstand als Limit vorgibt. Sogenannte Fakten zu hinterfragen. Sich selbst zu hinterfragen, seine Denkmuster, Überzeugungen und das vermeintliche Wissen. Ist das wirklich wahr? Oder gibt es vielleicht mehrere Wahrheiten? Auch für mich? 

 

Zwei Sichtweisen habe ich dir nun folgend notiert.

Wenn ausser-ordentlich ganz natürlich wäre

Was erhoffen wir uns von der Ordnung? Sicherheit? Die gibt es nie! Kontrolle? Auch die ist nur ein Wunschdenken. Kann es also sein, dass wir einem vermeintlich sicheren Konstrukt nachrennen, dass es so nicht gibt? Kann es sein, dass wir uns einfach nur immer selbst belogen haben? Weil es einfacher war? Weil wir uns nicht mit den unsicheren Variablen im Leben auseinandersetzen wollten? 

 

Was würde es nämlich bedeuten, wenn es für uns selbstverständlich wäre, dass nichts im Leben sicher ist. Und ich meine nicht eine leere Floskel einfach so vor sich her gesagt sondern wirklich in dem Bewusstsein zu leben, dass nichts beständig ist, dass Veränderung weiterkommen bedeutet. Weiterkommen in der Evolution, der geistigen und spirituellen Entwicklung, dass Unsicherheit bzw. Unordnung Transformation bis in unsere Zellen bedeutet und uns mutiger, resistenter und grossartiger macht als je zuvor. Was würde es für die jetzige Situation bedeuten?

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Ich glaube wir hätten gelernt flexibel zu sein. Wir hätten gelernt wirklich im Flow zu sein. Fliessend wie das Wasser, dass verspielt um die Steine im Bach plätschert, welche sich ihm in den Weg stellen. Wir wären nicht so sehr damit beschäftigt zu planen, Regeln festzulegen, uns sorgen zu machen, festzuhalten. Wir würden mehr einfach leben und vertrauen. Vertrauen, dass wir uns sicher fühlen können, auch wenn gerade ein Sturm um uns tobt. Wir wüssten, dass krampfhaft an einer Idee, einem Ideal festzuhalten unwahrscheinlich anstrengend, ermüdend und schmerzhaft sein kann und wir einfach nur loslassen müssen um die Leichtigkeit wieder zu erreichen. 

Das Universum bringts in Ordnung

Eine weitere Frage die ich mir stelle ist, ob es vielleicht nicht auch das Universum sein kann, dass gerade Ordnung schafft. Was würde es bedeuten, wenn die Welt sich gerade selbst  in Ordnung bringt? Wäre es theoretisch möglich? Und mit Ordnung meine ich Klarheit in den Köpfen und Herzen der Menschen. Als würden wir alle aus einem Dämmerschlaf wachgerüttelt. Wichtiges trennt sich vom unwichtigen. Wahrheiten siegen über gespielte Rollen. Herzensprioritäten siegen über Verpflichtungen. Und da wo die Wände noch krampfhaft hochgehalten werden, schüttelt es weiter bis auch diese langsam nachgeben. 

 

Was wenn wir jetzt einfach gezwungen werden innezuhalten. Es jetzt darum geht sich nur mit uns selbst zu beschäftigen. Uns unserer wahren Identität bewusst zu werden. Welche Rollen passen zu mir? Welche spiele ich bewusst vor und welche habe ich unbewusst eingenommen? Was sind meine Werte? Was zählt wirklich im Leben? Solche Fragen beginnen sich jetzt zu stellen. Jedem, egal in welcher Situation er gerade steckt. Ob alleine zu Hause, mit einem Partner oder gar mit einer ganzen Familie. Sobald wir es zulassen, kommen Antworten. Und so lange wir uns dagegen wehren, umso stärker rütteln sie an uns. Was wäre, wenn dass was ihr als Gefahr sehen unsere grösste Chance sein wird? Der Ausbruch aus dem alten System hinein in eine Zukunft wo achtsamer gelebt wird, wo weniger Stress stattfindet, wo der Konsum zurückgeht, wo Empathie, Zeit, Freude, Gemeinsamkeit das erklärte Ziel ist und nicht immer noch mehr erreichen zu wollen. 

 


"Life is what happens to you while you're busy making other plans."

 

- John Lennon -


Was wenn uns das Universum (Gott, die Natur, wie auch immer du es nennen magst) jetzt einfach zu unserem Glück zwingt? Uns zwingt zu transformieren. Nicht nur ein wenig, weil mit ein wenig kam die Menschheit nicht weit. Sondern im ganz grossen Stil. Was hätte das für Folgen? Wie würde die Welt in 10, 50, 100 Jahren aussehen? Ich glaube sie wäre lebendiger, bunter und tiefgründiger.

 

 

Vielleicht sollten wir mal ehrlich zu uns sein und verstehen, dass das Leben nicht nach unseren Plänen geschieht. John Lennon hat es mal ganz schön ausgedrückt: “Life is what happens to you while you’re busy making other plans.” Leben ist dass was passiert, während du fleissig andere Pläne schmiedest. 

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